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Risiko- und Schutzprozesse von der frühen Kindheit bis ins Schulalter

Im Rahmen des SNF-Projekts «Bildungs- und Resilienzförderung im Frühbereich» hat das Marie Meierhofer Institut für das Kind die Auswirkungen früher familialer Risiken auf die sozio-emotionale Entwicklung von Kindern vom frühen bis ins mittlere Kindesalter untersucht.


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Foto: Ralf Geithe / Adobe Stock

In ihrer Längsschnittstudie (2009 – 2019) mit drei Erhebungszeitpunkten haben die vier Wissenschaftler:innen das Zusammenspiel von belastenden familiären Lebenssituationen und stärkenden Schutzmassnahmen, die einer ungesunden Entwicklung entgegenwirken, betrachtet.


An der Untersuchung teilgenommen haben rund 300 Kinder mit ihren Eltern, ihren Bezugspersonen in Kindertageseinrichtungen (Kitas) sowie ihren Lehrpersonen.


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Quelle: Marie Meierhofer Institut für das Kind

Die Ergebnisse zeigen, dass das Zusammenkommen mehrerer familiärer Belastungen wie z. B. Armut, psychische Erkrankung oder Trennung der Eltern, ungünstige Auswirkungen bis ins Schulalter nach sich ziehen können: Eine hohe Belastung kann zu Verhaltensauffälligkeiten, Problemen mit Gleichaltrigen oder zu einem geringen Selbstvertrauen führen.


Dagegen wirken die sogenannten Schutzfaktoren. Sie werden eingeteilt in Schutzfaktoren beim jungen Kind, in freundschaftsbezogene Schutzfaktoren bei Schulkindern sowie in Schutzfaktoren in Kitas.


Relevant sind folglich erstens die Umweltbedingungen wie die Qualität von Kitas und der Aufbau von Beziehungen mit Betreuungspersonen in Institutionen. Positive Auswirkungen haben auch eine gute Freundschaftsqualität zum besten Freund bzw. zur besten Freundin sowie gesunde Beziehungen zu Gleichaltrigen. Zweitens konnte auch die Relevanz verschiedener Eigenschaften der Kinder selber aufgezeigt werden.

Dieser Befund wird an folgenden zwei Beispielen der Untersuchungsergebnisse deutlich:

  1. Schutzfaktor frühkindliche Erzählfähigkeit: Die Fähigkeit von Kindern, eine Geschichte sinnvoll und vollständig zu erzählen, die narrativ-erzählerische Kompetenz, hat sich bereits in früheren Studien als wichtiger Aspekt der kindlichen Entwicklung und Gesundheit herausgestellt. Nun konnte aufgezeigt werden, dass die frühe narrativ-erzählerische Kompetenz bei allen Kindern eine gesunde emotionale Entwicklung langfristig, also bis ins Schulalter, fördert. Sie kann zudem vor den negativen Einflüssen familiärer Belastungen in der frühen Kindheit schützen. Diese frühe narrativ-erzählerische Kompetenz wird bereits in den ersten Lebensjahren erworben und in der Interaktion mit Erwachsenen und anderen Kindern gefördert.

  2. Schutzwirkung von Freundschaftsqualität: In einem ersten Schritt wurde der Einfluss von erziehungsbezogener elterlicher Depressivität auf das Erleben von Selbstwirksamkeit bei Kindern im Schulalter untersucht. Die Selbstwirksamkeit als die Erwartung, mit dem eigenen Handeln etwas bewirken zu können, wurde bereits vielfach als zentraler Faktor für eine gesunde Entwicklung von Kindern beschrieben. Im Rahmen dieses Forschungsprojektes wurde neu aufgezeigt, dass die erziehungsbezogene elterliche Depressivität die Selbstwirksamkeitserwartung von Schulkindern gefährdet. Gleichzeitig wurde erhoben, dass eine hohe Freundschaftsqualität zum besten Freund bzw. zur besten Freundin die Kinder im Erleben eigener Wirksamkeit stärkt. Sie schützt vor allem dann, wenn Eltern unter erziehungsbezogener Depressivität leiden. Kinder in ihren Beziehungen zu Gleichaltrigen zu stärken, damit sie positive Freundschaften aufbauen können, stellt somit eine wichtige Präventionsmassnahme dar.

Fazit:

Ein günstiges Zusammenspiel zwischen dem Kind und seinem Umfeld kann helfen, dass sich Kinder trotz erschwerten Lebensbedingungen psychisch gesund entwickeln können. Zentral ist dabei die Beziehungsqualität von Kindern zu ihren vertrauten Mitmenschen.


Massnahmen und Angebote, welche die Beziehungsqualität in Familie, mit Gleichaltrigen und in Kitas stärken, sind somit von hoher Bedeutung für eine gesunde soziale und emotionale Entwicklung von Kindern.

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