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Familienzentrierte Vernetzung in der Schweiz

Die ersten Lebensjahre eines Kindes sind für die soziale und gesundheitliche Entwicklung eines Menschen von essentieller Bedeutung. Im frühen Kindesalter werden die Grundlagen für alle wichtigen Lebenskompetenzen gelegt. Doch nicht alle Kinder wachsen in günstigen Verhältnissen auf. Umso wichtiger ist, dass die Situation von Kindern in familiären Risikokonstellationen früh erkannt und die negativen Auswirkungen der familiären Belastung durch eine ressourcenorientierte Unterstützung der Familien gemindert wird.


Foto: Javier de la Maza / unsplash

Im Rahmen der Vorstudie «Familienzentrierte Vernetzung in der Schweiz» der Hochschule Luzern wurden im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit, die Potentiale zur Früherkennung und niederschwelligen Begleitung vulnerabler Familien von Netzwerken im Frühbereich in der Schweiz analysiert und mit dem Modell der Frühen Hilfen in Österreich verglichen.


Interprofessionelle Netzwerke und die Erreichbarkeit belasteter Familien

Durch Angebote der pränatalen und perinatalen Versorgung werden fast alle werdenden und jungen Eltern erreicht. Da diese wie kaum andere Angebote wahrgenommen werden, kommt den Fachpersonen im pränatalen und perinatalen Bereich eine besondere Schlüsselfunktion zu. Eingebettet in einem interprofessionellen Netzwerk können diese als Vertrauensperson unter Achtung der elterlichen Autonomie einen wertvollen Beitrag zu einer niederschwelligen, beständigen, bedürfnis- und ressourcenorientierten Begleitung vulnerabler Familien leisten.


Frühe Hilfen – ein nationales Modell mit regionalen Ausgestaltungsmöglichkeiten

Das österreichische Modell «Frühe Hilfen» basiert auf einer in allen Bundesländern umgesetzten nationalen Strategie. Regionale Zentren binden interprofessionelle, kleinräumige Netzwerke aus Akteur*innen im Frühbereich ein und bieten die niederschwellige Begleitung belasteter Familien in Form des Fallmanagements an. Bei den Netzwerkakteur*innen handelt es sich um zentrale Instanzen der Früherkennung, welche die Familien im Bedarfsfall über das Angebot der «Frühen Hilfe» informieren und mit deren Zustimmung den Kontakt an die Begleitstelle vermitteln können. Das regionale Zentrum klärt in der Folge den Bedarf, Inhalt und Umfang der Begleitung mit den Familien ab. Das nationale Zentrum unterstützt die Planung und Einrichtung regionaler Zentren und ist für Grundlagenarbeit, Qualitätsmanagement und Evaluation verantwortlich.


Analyse von 15 Netzwerken im Frühbereich in der Schweiz

Die Analyse zeigt, dass der Fokus der meisten Netzwerke in der Schweiz auf die Vernetzung von regionalen, im Frühbereich tätigen Akteur*innen sind. Im Vordergrund stehen der fachliche Austausch und die Bearbeitung von fachlichen Anliegen. Die Begleitung von vulnerablen Familien ist oftmals keine Zielsetzung. Überdies sind die gesetzlichen Grundlagen und Finanzierungsmodelle der Netzwerke äusserst unterschiedlich.


Handlungsempfehlungen

Basierend auf den Erkenntnissen der Analyse, der online-Befragung von Fachpersonen im Frühbereich und den drei Workshops mit Vertreter*innen von Fachverbänden und mit dem Ziel, allen Kindern ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen, ergehen folgende Handlungsempfehlungen:

  1. Familienzentrierte Netzwerke sind auf bestehenden Strukturen und Angeboten aufzubauen. Ziel ist es, bestehende Strukturen zu verbessern und zu stärken, indem u.a. die Zusammenarbeit koordiniert und sich an den spezifischen Bedürfnissen und Problemlagen vulnerabler Familien orientiert.

  2. Familienzentrierte Netzwerke sind nicht nach einem nationalen, einheitlichen Modell zu organisieren, sondern haben aufgrund der heterogenen Struktur der Angebote den sprachregionalen und lokalen Bedürfnissen Rechnung zu tragen.

  3. Die Entwicklung von regionalen oder kantonalen Pioniernetzwerken ist durch eine unabhängige Koordinationsstelle bestehend aus Interessensverbänden, Wissenschaft und Praxis auf nationaler Ebene zu unterstützen (u.a. Beratung, Anschubfinanzierung).

  4. Familienzentrierte Netzwerke haben sich konsequent an der Autonomie von Eltern und Familien und deren Ressourcen zu orientieren. So ermöglicht letztlich die Begegnung auf Augenhöhe den Zugang und die Inanspruchnahme von Angeboten.


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