Die Forschung hat gezeigt, dass Gleichaltrige im Vorschul- und Kindergartenalter eine wichtige Rolle für die Entwicklung von Kindern spielen. Über die Bedeutung von Gleichaltrigen, insbesondere für die Sprachentwicklung von mehrsprachig aufwachsenden Kindern, ist bislang jedoch wenig bekannt. In dieser Studie wurde untersucht, inwieweit die Sprachkompetenzen von Gleichaltrigen aus der Kindergartenklasse zum Kompetenzzuwachs in der Gesellschaftssprache von mehrsprachig aufwachsenden Kindern beitragen.
Ein Beitrag von Daniel Schmerse, Pädagogische Hochschule FHNW
Durchschnittliche Deutschkompetenzen einer Klasse bedeutsam
Hierzu wurden die Sprachentwicklung im Deutschen über einen Zeitraum von 3 Jahren untersucht und dafür vorhandene Daten aus der deutschen Längsschnittstudie BIKS genutzt. Es gab zwei zentrale Ergebnisse. Erstens variierten die Zuwachsraten in den Deutschkompetenzen bei mehrsprachigen Kindern je nach Klasse. Zweitens verbesserten sich mehrsprachige Kinder in Klassen mit höheren durchschnittlichen Deutschkompetenzen stärker als in Klassen mit geringeren Kompetenzen unter den Gleichaltrigen. Für einsprachige Kinder mit Familiensprache Deutsch zeigten sich im Vergleich keinerlei Unterschiede.
Die Ergebnisse bestätigten einen angenommenen positiven Zusammenhang zwischen der Entwicklung in der Gesellschaftssprache Deutsch und demSprachniveau der Gleichaltrigen in der Klasse. Interessanterweise trat der Effekt unabhängig von der pädagogischen Qualität in der Klasse und dem sozio-ökonomischen Status der Eltern auf. Eine Einschränkung der Studie bestand in der Grösse der vergleichsweise kleinen untersuchten Stichprobe, die 550 Kinder aus 97 Klassen umfasste.
Frühen Kontakt zur Gesellschaftssprache und gemeinsames Lernen fördern
Die Ergebnisse sprechen zum einen dafür, mehrsprachig aufwachsenden Kindern möglichst früh die Gelegenheit zu geben mit der Gesellschaftssprache in Kontakt zu kommen (z. B. mit Peers im Rahmen von frühkindlichen Bildungs- und Betreuungsangeboten). Zum anderen empfehlen sie Lehrpersonen, Strategien zu entwickeln, mit denen sie das gemeinsame Lernen von Gleichaltrigen auf verschiedenen Niveaus und mit unterschiedlichem Sprachhintergrund fördern können.
Referenz:
Schmerse, D. (2021). Peer Effects on Early Language Development in Dual Language Learners. Child Development, 92(5), 2153-2169.
Link (open access):
Weiterführende Informationen
„News aus der Wissenschaft 1/2022“ als PDF herunterladen
Abonnieren Sie unseren Info-Feed-Newsletter, um die „News aus der Wissenschaft“ von SSECR und Alliance Enfance in Zukunft direkt per Mail zu erhalten
Comments