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Studie + Veranstaltung: Die materielle Situation von Kindern und Jugendlichen in der Sozialhilfe

Kinder und Jugendliche sind überdurchschnittlich oft von Armut betroffen und haben von allen Altersgruppen die höchste Sozialhilfequote. Eine neue wissenschaftliche Studie des Büro BASS zeigt auf, dass die heutigen Unterstützungsleistungen für Kinder und Jugendliche in der Schweiz ungenügend sind und Lücken bei der Existenzsicherung bestehen.


Foto: Anna Samoylova | unsplash.com

Wie hoch das Armutsrisiko für ein Kind ist, wird massgeblich von der Familienkonstellation bestimmt. Eine erhöhte Armutsgefährdung weisen Einelternhaushalte, Paarhaushalte mit drei und mehr Kindern sowie Familien mit jüngeren Kindern auf. Kommen bei den Eltern allgemeine Risikofaktoren von Armut wie ein geringer Bildungsstand oder ein Migrationshintergrund hinzu, so verschärft sich das Armutsrisiko des Haushaltes und damit auch der Kinder zusätzlich.


"Kinderarmut verursacht nicht nur grosses individuelles Leid bei den Betroffenen, sie ist auch mit hohen gesellschaftlichen Folgekosten verbunden." (S. III, Büro BASS 2024)

Die erhöhte Armutsgefährdung von Kindern führt auch zu einer höheren Sozialhilfequote. 2022 lag diese für unter 18-Jährige bei 4,8%, der höchste Wert unter allen Altersklassen. Dies entspricht etwa 76'000 Kindern in der Schweiz.


Die im Rahmen der Studie befragten Fachpersonen betonen, wie Herausfordernd es sei, die Bedürfnisse der Kinder von mit Sozialhilfe unterstützten Eltern im Rahmen der Beratung und Begleitung zu thematisieren. Das wäre aber zentral, um die Kinder bei der Leistungsbemessung angemessen zu berücksichtigen. Entsprechend bestätigen die Fachpersonen auch, dass mitunterstützte Kinder oft Einschränkungen erfahren - z.B. bezüglich sozialer Teilhabe, Zugang zu schulischen Unterstützungsangeboten und ihrer Bildungschancen. Handlungsbedarf sieht die Studie deshalb auch beim Einbezug der Kinder und Jugendlichen in der Sozialberatung.


Die Studie hält überdies fest, dass gewisse bestehende gesetzliche Regelungen und Richtlinien in der Sozialhilfe problematisch seien in Bezug auf verfassungs- und völkerrechtlich (über die UN-KRK) verankerten kinderrechtlichen Verpflichtungen.


Die Studie wurde für die Charta Sozialhilfe Schweiz im Auftrag der Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren SODK, der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe SKOS, des Schweizerischen Städteverbands SSV und der Städteinitiative Sozialpolitik, der Stadt Zürich und der Eidgenössischen Migrationskommission EKM erstellt.


SODK, SKOS und Städteinitiative Sozialpolitik haben beschlossen, die in der Studie vorgeschlagenen Massnahmen vertieft zu prüfen und Reformen einzuleiten, um die wirtschaftliche Situation von Kindern und Jugendlichen in der Sozialhilfe gezielt zu verbessern.


An einer Fachveranstaltung in Bern werden am 24. Oktober 2024 die Ergebnisse der Studie erstmals vorgestellt und von Fachpersonen sowie von den Tagungsteilnehmenden diskutiert.


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