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Entwicklungsbedingte Zusammenhänge zwischen Bildschirmzeit, negativen Emotionen und Selbstregulation bei Kleinkindern

Das Erlernen des Umgangs mit negativen Emotionen ist eine zentrale Aufgabe in den ersten Lebensjahren. Wenn Eltern ihren Kindern Bildschirmzeit erlauben, wenn diese negative Emotionen zeigen, könnte dies dazu führen, dass die Kinder nicht lernen, gut und passend mit ihren Emotionen umzugehen.


Foto: Arvydas Lakacauskas | istockphoto.com

Ein Beitrag von Valérie Brauchli, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Peter A. Edelsbrunner, Raquel Paz Castro, Rachel Barr, Agnes von Wyl, Patricia Lannen und Fabio Sticca


Stand der Forschung

Kinder kommen bereits früh mit Bildschirmmedien in Kontakt. Eine erhöhte Bildschirmzeit kann mit negativen Emotionen (z. B. Gueron-Sela et al., 2023) sowie Selbstregulationsproblemen (z. B. Cliff et al., 2018) einhergehen. Es gibt jedoch nur wenig Forschung, die das Zusammenspiel von Bildschirmzeit, negativen Emotionen und Selbstregulation in der frühen Kindheit beleuchtet.


Bildschirmzeit, Emotionen und Selbstregulation

Die aktuelle Studie von Brauchli et al. (2024) untersucht, wie Bildschirmzeit, negative Emotionen und Selbstregulation im Alter von 12 bis 36 Monaten längsschnittlich zusammenhängen. Eltern von 462 Kindern (50 % weiblich; zu Studienbeginn im Schnitt 1.28 Jahre alt) berichteten über einen Zeitraum von 10 Monaten in vier Tagebuchwochen über die Bildschirmzeit, negative Emotionen und die Selbstregulation ihrer Kinder.


Kinder mit mehr Bildschirmzeit erlebten sowohl im Alter von 12 Monaten als auch bis ins Alter von 36 Monaten mehr negative Emotionen. Die Zeit vor dem Bildschirm hing jedoch nicht mit dem Verlauf der Selbstregulation zusammen.


Was bedeutet das für Forschung und Praxis?

Die Ergebnisse zeigen, dass die Bildschirmzeit von Kindern zwar mit dem Erleben negativer Emotionen zusammenhängt, jedoch keinen Einfluss auf ihre Selbstregulation hat. Dies deutet einerseits darauf hin, dass es wichtig ist, feinfühlig auf das emotionale Erleben der Kinder im Zusammenhang mit der Nutzung von Bildschirmmedien zu achten. Andererseits widersprechen die Ergebnisse der Annahme, dass der Kontakt mit Bildschirmmedien die Entwicklung wichtiger Fähigkeiten zur Selbstregulierung bei Kindern verhindert. Die Selbstregulation scheint sich trotz der Bildschirmnutzung der Kinder gut zu entwickeln, was möglicherweise auch mit anderen Faktoren wie dem Inhalt oder dem Kontext der Bildschirmmediennutzung zusammenhängt. Zukünftige Forschung sollte daher diese und weitere Umweltfaktoren genauer untersuchen.

 

Referenzen

  • Brauchli, V., Edelsbrunner, P., Castro, R. P., Barr, R., Von Wyl, A., Lannen, P., & Sticca, F. (2024). Screen time vs. scream time: Developmental interrelations between young children’s screen time, negative affect, and effortful control. Computers in Human Behavior, 154, 108138. doi.org/10.1016/j.chb.2024.108138

  • Cliff, D. P., Howard, S. J., Radesky, J. S., McNeill, J., & Vella, S. A. (2018). Early childhood media exposure and self-regulation: Bidirectional longitudinal associations. Academic Pediatrics, 18(7), 813–819. doi.org/10.1016/j.acap.2018.04.012 

  • Gueron-Sela, N., & Gordon-Hacker, A. (2020). Longitudinal links between media use and focused attention through toddlerhood: A cumulative risk approach. Frontiers in Psychology, 11, 569222. doi.org/10.3389/fpsyg.2020.569222 

  • Mutz, D. C., Roberts, D. F., & Vuuren, D. P. van. (1993). Reconsidering the displacement

  • hypothesis: Television’s influence on children’s time use. Communication Research, 20(1), 51-75. doi.org/10.1177/009365093020001003

 

Link (open access)


Weiterführende Informationen


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