In eine Gruppe Gleichaltriger einzutreten und Beziehungen ausserhalb der Familie aufzubauen, stellt Kleinkinder vor eine neuartige Herausforderung. Gleichzeitig bietet es ihnen auch wertvolle Möglichkeiten, etwas über die soziale Welt zu lernen.
Ein Beitrag von Gabriella Óturai und Linda Johansen, UiT The Arctic University of Norway
Wenn Kleinkinder mit Gleichaltrigen interagieren, sind sie viel mehr auf ihre eigene Initiative und Fähigkeiten gestellt, als in Interaktionen mit ihren Familien. Frühere Forschungsergebnisse zeigten, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der Fähigkeit von Kindern, die Gedanken und Gefühle anderer zu verstehen, und ihrer Beliebtheit in der Gruppe und der Anzahl ihrer Freund:innen. Kinder, die mehr Freundinnen und Freunde haben, haben wiederum mehr Gelegenheiten zur Verfeinerung ihrer Fähigkeit, die Gedanken und Gefühle anderer zu verstehen.
Untersuchung des sozialen Verstehens und der Peer-Beziehungen bei Kleinkindern
Unsere Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen den Peer-Beziehungen 2- bis 5-jähriger Kinder und ihrer Fähigkeit, die Gedanken und Gefühle anderer nachzuvollziehen – sowohl bei gleichzeitiger Erhebung als auch im Verlauf der Zeit. Im Rahmen eines vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten Projektes (releFant, SNF 100019_169786) wurden dazu die Daten in Spielgruppen erhoben. Die Fähigkeit der Kinder, Gedanken und Gefühle anderer zu verstehen, wurde mit standardisierten Entwicklungstests erfasst, und ihre positiven Peer-Beziehungen mit einem von ihren Spielgruppenleiter:innen ausgefüllten Fragebogen. Die Erhebungen fanden zu drei Zeitpunkten statt, um die Entwicklung über die Zeit zu untersuchen.
Die Fähigkeit, die Gefühle anderer zu verstehen, hängt mit den positiven Peer-Beziehungen zusammen
Bei der Betrachtung der Entwicklungsverläufe zeigten unsere Ergebnisse keinen Zusammenhang zwischen den positiven Peer-Beziehungen der Kinder und ihrer Fähigkeit zum Erkennen von Gedanken und Gefühlen anderer. Bei gleichzeitiger Erhebung fanden sie aber einen bedeutsamen Zusammenhang zwischen der Kompetenz, die Gefühle (aber nicht die Gedanken) anderer zu begreifen, und positiven Peer-Beziehungen. Mit anderen Worten unterschieden sich sozial erfolgreiche von sozial weniger erfolgreichen Kindern in ihrer Fähigkeit zu verstehen, wie unterschiedliche Verhaltensweisen in sozialen Situationen unterschiedliche Gefühle hervorrufen können.
Referenz
Johansen, L., Óturai, G., Jaggy, A. K., & Perren, S. (2024). Longitudinal associations between preschool children’s theory of mind, emotion understanding, and positive peer relationships. International Journal of Behavioral Development, 48(3), 200-211.
Link (open access)
Weiterführende Informationen
"News aus der Wissenschaft 2/2024 - Emotionale Entwicklung" als PDF herunterladen.
"News aus der Wissenschaft 1/2024 - Sprachentwicklung" als PDF herunterladen.
"News aus der Wissenschaft 2/2023 - Inklusion" als PDF herunterladen.
"News aus der Wissenschaft 1/2023 - Digitale Medien" als PDF herunterladen.
"News aus der Wissenschaft 2/2022 - Gesundheit" als PDF herunterladen.
"News aus der Wissenschaft 1/2022 - Integration" als PDF herunterladen.
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