Wissenstransfer konkret – gelungene Beispiele der Mobilisierung, Generierung und des Austauschs von Wissen
Sie finden die Charta «Wissenstransfer zwischen Wissenschaft, Praxis und Politik in der Frühen Kindheit» spannend und suchen nach guten Beispielen, wie ein solcher Wissenstransfer gelingt?
Wir haben für Sie einige konkrete Beispiele des gelungenen Wissenstransfers zusammengestellt – nicht nur aus der Frühen Kindheit. Darunter sind Organisationen und Netzwerke, die sich den Wissenstransfer zum Ziel gesetzt haben, sowie Gremien und Online-Plattformen zum Wissensaustausch. Auch Publikationen und Veranstaltungen, um Wissen gekonnt zu vermitteln und um zum Austausch zwischen Wissenschaft, Praxis und Politik beizutragen, finden sich in den Beispielen.
Zugang zu Expert*innen schaffen
In vielen Bereichen – so auch in der Frühen Kindheit – gibt es Forschende, die umfangreiches Wissen über spezifische Themengebiete haben. Wichtig ist, dass Akteur*innen aus Praxis und Politik und auch aus den Medien erfahren, welche*r Expert*in sich mit welchem Gebiet auskennt. Wer also am besten Auskunft oder Rat geben, ein Projekt entwickeln, begleiten oder evaluieren kann.
Hier hilft es, mit Expert*innen-Datenbanken eine Übersicht zu schaffen, welche Forschenden in welchen Wissensgebieten aktiv sind. Auch ein Eintrag der eigenen Expertise in themenübergreifende Datenbanken macht Sinn. Und regelmässige Veranstaltungen, virtuell oder vor Ort, bringen die Fragenden zu den Expert*innen.
Beispiele:
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Expert Database der SSECR
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Meet the Expert des «Developmental Science Network Zurich»
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sheknows.ch: Die Schweizer Expertinnen Plattform von alliance f
Wissen rund um die Frühe Kindheit vermitteln
Um wissenschaftliche Erkenntnisse sowie Erkenntnisse aus der Praxis der Frühen Kindheit zu vermitteln, gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Neben evidenzbasierten Aus- und Weiterbildungen, Qualitätsinitiativen, umfangreichen Forschungsberichten, Evaluationen und Praxisberichten bieten sich auch Formen wie Videos (zum Beispiel mit Tutorials), Podcasts, Newsletter, Projektdatenbanken, Policy- oder Evidence-Briefs an, idealerweise ausgerichtet auf die jeweilige Zielgruppe.
Beispiele:
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News aus der Wissenschaft , Alliance Enfance und SSECR
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Evidence Briefs des Marie Meierhofer Instituts für das Kind MMI
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Podcast Frühe Bildung, Zentrum Frühe Bildung der Pädagogischen Hochschule St.Gallen
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«Herztöne», der SHV-Podcast
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Podcast Familienbande, eine Kooperation des Universitätskinderspitals Zürich, Pro Juventute und Elternbildung CH
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«Wir werden gross», Sendung von VOX mit Prof. Dr. Moritz Daum
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MegaMarieplus Programm (2023-2025), Netzwerk Bildung und Familie und Marie Meierhofer Institut für das Kind
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Projekt «Miapas» von Gesundheitsförderung Schweiz
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BOLD Blog der Jacobs Foundation
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bag-blueprint.ch: Gesundheitsprojekte finden und teilen, Plattform des Bundesamts für Gesundheit BAG
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prevention.ch: Plattform des Bundesamts für Gesundheit BAG zu nichtübertragbaren Krankheiten, Gesundheitsförderung und Prävention
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sichergsund.ch: Fachportal für Prävention und Gesundheitsförderung des Kantons St.Gallen
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"Für Kinder im Wallis": Verzeichnis zur Vernetzung von Organisationen, die sich im Kanton Wallis für Kinder und Familien engagieren
Wissen austauschen und gemeinsam neues Wissen schaffen
Praxis und Wissenschaft können zusammenspannen, um Forschung und Praxis gemeinsam voranzutreiben – sei es mit der gemeinsamen Entwicklung eines Forschungsdesigns, der Verschränkung von Forschung und Praxisprojekten bzw. Aus- und Weiterbildung oder dem Mitdenken der Wissensvermittlung im Forschungsprojekt. Hierzu gehören auch der Austausch mit und das Lernen von länderübergreifenden und internationalen Organisationen und Netzwerken.
Verwaltungen oder externe Fachstellen und Forschungsinstitute tragen unter Mithilfe von Wissenschaft, Praxis und Bevölkerung dazu bei, den Frühbereich besser zu erforschen, Politiken zu evaluieren und weiterzuentwickeln.
Beispiele:
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Kompetenznetzwerk Frühe Kindheit, Universität Konstanz und PHTG sowie andere Hochschulen und spezialisierte Institutionen
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Agora – wo Wissenschaft und Gesellschaft sich begegnen (Schweizerischer Nationalfonds)
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Observatoire cantonal de la petite enfance, Kanton Genf
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Bildungsbericht Schweiz der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung
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OMEP World, World Organization for Early Childhood Education
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GAIMH, Gesellschaft für Seelische Gesundheit in der Frühen Kindheit
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EECERA, European Early Childhood Education Research Association
Wissen und Erfahrungen in Politik und Verwaltung einbringen
Um Evidenz in die Politik und damit in die Politik(en) der Frühen Kindheit zu bringen, gibt es viele Wege. Bereits genannt haben wir Policy-Briefs, auch Argumentarien, White Papers oder Abstimmungsempfehlungen, die sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse und Praxiswissen stützen, sind gebräuchlich.
Den grössten Effekt hat wohl immer der persönliche Austausch. Dazu können entweder Politiker*innen in Gremien oder zu Anlässen von Praxis und Wissenschaft eingeladen werden oder Wissenschaft und Praxis können sich in politische Prozesse einbringen. Auch Programme und Kampagnen von Stiftungen bieten immer wieder Gelegenheit, Politik, Praxis und Wissenschaft an einen Tisch zu bringen. Das gilt selbstverständlich für alle föderalen Ebenen der Schweizer Politik.
Neben dem Engagement für konkrete Inhalte gilt es auch, für Wissenschaft und Forschung die notwendigen finanziellen Mittel zu mobilisieren. Auch hier hilft der Wissenstransfer, um auf die Bedeutung von Forschung (Grundlagenforschung und angewandte Forschung inkl. Evaluation von Politiken) im Frühbereich aufmerksam zu machen. Dazu können sowohl Forschende und Forschungsinstitutionen selbst als auch Organisationen und Personen aus der Praxis beitragen.
Die Expertise aus dem Fachbereich kann auch auf Ebene der Verwaltung eingebracht werden: etwa über Fachstellen, behördlich organisierte Austauschtreffen und Soundingboards, Vernehmlassungen und Anhörungen oder rund um die Entwicklung und Umsetzung von Strategien und Konzepten der Frühen Kindheit.
Beispiele:
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3 Minuten für die Jungen, Stellungnahmen der EKKJ zur Session des Schweizer Parlaments
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Parlamentarische Gruppen zu Themen wie Familie, Arbeit, Kultur, Kindesschutz etc.
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Ausserparlamentarische Kommissionen (beraten den Bundesrat), insbesondere zu Familienfragen, Kinder- und Jugendfragen, aber auch Bildung und Forschung, Kunst und Kultur, Arbeit (und damit Vereinbarkeit), Raumplanung und vielen weiteren Themen
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Vernehmlassungen auf Bundesebene, Kantone und Gemeinden haben jeweils ebenfalls Instrumente zur Vernehmlassung oder Anhörung
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Primokiz - Ein nationales Programm zur Entwicklung einer umfassenden Politik der frühen Kindheit